Das Besondere an männlichen Freundschaften

von Robin Weser • 06 January 2024
Die Bedeutung männlicher Freundschaften und ihre Unterschiede zu weiblichen und gemischtgeschlechtlichen Freundschaften

Von der Sandkiste bis zum Büro, von Sportmannschaften bis zu nächtlichen Gesprächen am Lagerfeuer. Männliche Freundschaften sind dynamisch und facettenreich.

Laut einer Studie [0] haben 73% aller deutschen Männer einen oder mehrere beste Freunde. Für viele sind diese Freundschaften etwas ganz besonderes. Für den einen sind sie wie Geschwister, bei anderen fällt in diesem Zusammenhang auch der Begriff "Bromance".

In diesem Artikel tauchen wir in die Welt männlicher Freundschaften ein. Wir erkunden ihre Bedeutung, die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, und wie man sie aktiv stärken und vertiefen kann.

Unterschiedliche Freundschaften

Freundschaft ist nicht gleich Freundschaft. Bevor wir uns der Bedeutung männlicher Freundschaft widmen, sollten wir uns zunächst mit den Unterschiedenen zu weiblichen oder gemischtgeschlechtlichen Freundschaften beschäftigen.

Wichtig: Solche Unterschiede basieren oft auf kulturellen Normen und Erwartungen und sind nicht notwendigerweise universell oder für jeden Einzelnen zutreffend.

Im Kern männlicher Freundschaften stecken oft gemeinsame Interesse, die in gemeinsamen Aktivitäten nachgegangen werden. Dafür kommunizieren sie oft weniger verbal und emotional verschlossener als Frauen. Das heißt nicht, dass sie keine tiefe emotionale Bindungen aufbauen - ganz im Gegenteil. Aber sie zeigen diese Bindungen oft seltener oder unterdrücken bewusst ihre Emotionen. Stattdessen werden Probleme meist subtiler angesprochen in dem zum Beispiel über den Job oder den Chef geschimpft wird. Ein guter Freund erkennt dann durchaus, dass etwas nicht stimmt.

In Konfliktsituationen bevorzugen Männer eher indirekte Ansätze. Anstatt Konflikte direkt anzusprechen und auszudiskutieren, neigen Männer dazu, Differenzen durch gemeinsame Aktivitäten oder Humor zu entschärfen. Diese Tendenz spiegelt sich auch in der körperlichen Ausdrucksweise von Zuneigung wider. Während in vielen Kulturen körperliche Nähe unter Männern weniger verbreitet ist, finden Berührungen oft in anderen Kontexten statt, wie beim Sport oder in spielerischen Auseinandersetzungen.

Männer unterstützen sich gegenseitig oft in Form von praktischer Hilfe oder gemeinsamen Unternehmungen, während emotionale Unterstützung möglicherweise weniger offensichtlich ist.

Des Weiteren gibt es auch Unterschiede in der Dauer und Kontinuität. Während Frauen dazu neigen, langfristige, kontinuierliche Beziehungen zu pflegen, können Männer längere Perioden ohne Kontakt überstehen und trotzdem starke Freundschaften aufrechterhalten.

Und zu guter Letzt sind männliche Freundschaften natürlich auch im Besonderen für sogenannten "Männerthemen" wie beispielsweise Sexualität, Intimität oder Dating wichtig. Laut Forschern der britischen University of Winchester [0] besprechen Männer nämlich gewisse Themen lieber mit ihrem Kumpel als mit einer Freundin oder sogar der Frau.

Bedeutung männlicher Freundschaft

Starke soziale Bindungen in Form von Freundschaften im Allgemeinen haben viele Vorteile, von besserer körperlicher und geistiger Gesundheit, über eine erhöhte Lebenserwartung, bis hin zu mehr Zufriedenheit und Ausgeglichenheit.

Darüber hinaus bieten speziell Freundschaften zwischen Männern aber noch einige zusätzliche Aspekte, die ebenso von großer Wichtigkeit sind. Wichtig ist auch hier wieder zu erwähnen, das alle Freundschaften anders sind und somit nicht unbedingt alle Aspekte auf alle Freundschaften zutreffen.

Aus den Unterschieden gehen bereits einige Punkte hervor, die männliche Freundschaften einzigartig machen können. So unterstützen sich Männer oft auf weniger direktem, emotionalen Weg, was besonders dann hilfreich sein kann, wenn es uns schwer fällt, über unsere Gefühle zu reden. Diese Unterstützung ist zudem meist auf einer Akzeptanz beruhend, die ganz frei von Urteilen ist, die in anderen sozialen Kontexten zu befürchten sind.

Männliche Freundschaften können außerdem ein kontrolliertes Umfeld bieten, in dem traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit sowohl verstärkt als auch hinterfragt werden. Insbesondere für jüngere und heranwachsende Männer, können männliche Freunde so auch wichtige Vorbilder sein, die Verhaltensweisen, Werte und Einstellungen prägen.

Gleichzeitig entsteht unter Männern oft eine Art freundschaftlicher Wettbewerb, der überaus motivierend sein kann. Oft sieht man solche Wettbewerbe im sportlichen Kontext, aber sie finden sich auch oft im beruflichen oder privaten Kontext wieder.

Zuletzt bieten männliche Freundschaften in einigen Kulturen auch ein starkes Gefühl von Schutz und Sicherheit, das aus der traditionellen Rolle des Mannes als "Beschützer" stammen kann.

Fazit

Ohne männliche Freundschaften mit anderen Arten der Freundschaft vergleichen zu wollen, lässt sich doch sagen, dass es viele Besonderheiten an der Freundschaft zweier Männer gibt.

Wir haben gesehen wieso sie für die körperliche und psychische Gesundheit so wichtig sind und wie sie vor allem für jüngere und heranwachsende Männern auch langfristig prägend sein können.

Natürlich lassen sich in diesem Zusammenhang auch eine Vielzahl von Problemen und Herausforderungen ausmachen. Denken wir nur mal an toxische Männlichkeitsnormen und deren Einfluss auf die Entwicklung von Männern. Des Weiteren wird der Begriff Bromance auch immer wieder mit Homosexualität in Verbindung gebracht und stigmatisiert.

Diesen Herausforderungen wollen wir uns in zukünftigen Artikeln genauer zuwenden.

Quellen

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